Neue Techniken bieten neue Erziehungsmöglichkeiten. So ermöglicht die Handyortung eine neue Art der Kontrolle über das Kind. In Gefahrensituationen kann das sinnvoll sein. Im Alltag stellt es jedoch einen gehörigen Vertrauensmissbrauch dar. Eltern sollten mit Ihrem Kind über die Möglichkeit der Handyortung sprechen. Dann ist Sicherheit gewährleistet und das Vertrauen nicht gefährdet. Welche Möglichkeiten die Handyortung von Kindern bietet, erfahren Sie hier.

Immer wieder hört man Schreckensnachrichten von entführten, vergewaltigten oder getöteten Kindern. Da ist es verständlich, dass Eltern sich etwas mehr Sicherheit wünschen. Dieses Bedürfnis machen sich zahlreiche Internetportale zunutze. Sie bieten die Handyortung eines Kindes an. Eltern können sich auf der Website des Anbieters anmelden und mittels der Telefonnummer das Handy ihres Kindes orten. Die Sicherheit des Nachwuchses wird hierbei immer wieder betont. Zudem sei die Kontrolle „sanft“. Störende Anrufe, um zu erfahren, wo das Kind gerade ist, fielen weg. Des Weiteren würde das Kind von der Kontrolle nichts bemerken. Im Falle einer Gefahr könnten die Eltern aber sofort eingreifen und das Kind retten.

Handyortung von Kindern

Zudem werden die Kinder auf diese Weise vor sich selbst geschützt. Eltern können immer kontrollieren, wo genau sich ihr Kind befindet. So kann verhindert werden, dass sich ihr Kind in schlechten Einfluss begibt. Außerdem wird es vor gefährlichem Blödsinn (zum Beispiel Mutproben) bewahrt. Unfälle, die durch Übermut entstehen, können somit reduziert werden. Die Sicherheit des Kindes scheint daher für die Handyortung zu sprechen. Doch es gibt auch zahlreiche Gründe, die dagegen sprechen.

Selbständigkeit und Vertrauen gehen verloren

Schon im Kindergartenalter muss ein Kind seine eigenen Wege gehen. Die Eltern können nicht immer und überall zur Stelle sein. Je älter das Kind wird, desto selbständiger sollte es werden. Dies ist mit der Handyortung jedoch kaum möglich. Ein Kind kann niemals etwas auf eigene Faust erleben. Immer schweben die wachsamen Augen der Eltern über ihm. Somit lernt das Kind nicht, inwieweit es seinen eigenen Fähigkeiten vertrauen kann.  Es riskiert nichts. Entweder aus Angst vor Strafe oder aus der Gewissheit heraus, dass die Eltern schon aufpassen werden. Auf diese Weise  geht durch die Handyortung die Selbständigkeit des Kindes verloren.
Zudem zeugt es nicht von großem Vertrauen, wenn Eltern Ihr Kind auf Schritt und Tritt kontrollieren. Zugegeben, viele Kinder machen einmal Blödsinn. Doch das gehört zum Erwachsen werden dazu. Wer nicht einmal über die Stränge schlägt, wird auch als Erwachsener nichts riskieren. Die Handyortung schürt somit die Angst. Einerseits bei den Eltern. Andererseits aber auch bei den Kindern. Immerhin bekommen sie vorgelebt, dass man immer und überall Angst haben muss. Dies ist jedoch nicht der Fall. Trotz aller Schreckensmeldungen ist permanente Angst unnötig. Wer nicht unvorsichtig handelt, braucht nichts zu befürchten. Darauf müssen Sie vertrauen. Wenn Sie Ihrem Kind Ihre Werte vermitteln, müssen Sie es nicht permanent überwachen. Erst recht nicht, wenn Ihr Kind nichts davon bemerkt. Ihr Kind möchte Ihnen rundum vertrauen können. Wenn Sie es heimlich kontrollieren, hat es keinen Grund dazu.

Besprechen Sie die Handyortung mit Ihrem Kind

Viele Argumente sprechen für und gegen die Handyortung. Am besten ist vermutlich ein fairer Kompromiss. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihre Sorgen. Sagen Sie ihm, dass Sie für den Notfall gerne vorbereitet wären. Versprechen Sie ihm, dass Sie die Handyortung nur bei akuter Gefahr nutzen werden. Und halten Sie sich unbedingt an dieses Versprechen. Ihr Kind erkennt dann, dass Sie wirklich nur um es besorgt sind. Es geht Ihnen nicht um Kontrolle und Überwachung. Sie lassen Ihrem Kind seine Freiräume. Wenn es Sie verstehen kann, dann wird es die Handyortung auch leichter akzeptieren können.

Bildquelle: Kinderhandy orten