„Neun Monate kommt der Bauch, neun Monate geht er“, so lautet eine alte Hebammenregel. Viele Frauen erwarten, dass nach der Geburt ihr Körper genauso schlank und fit ist wie vor der Schwangerschaft. Das ist allerdings ein Irrtum. Der weibliche Körper braucht Zeit und Training. Mit Rückbildungsgymnastik können Frauen viel für ihren Körper tun.

Der erste Schrei, der erste Kuss. Ein Baby sorgt für Glücksgefühle pur. Endlich kann man den verborgenen Schatz, den man neun Monate im Bauch getragen hat, bestaunen, anfassen, mit ihm schmusen. Da das Baby nun auf der Welt ist, erwarten viele Frauen, dass mit der Geburt auch der Bauch weg ist. Steht die Entlassung aus dem Krankenhaus bevor, will man sich in die super schicke Jeans vom letzten Jahr werfen. Doch – Fehlanzeige. Sie passt nicht. Das Kind ist zwar geboren aber der Bauch sieht immer noch schwanger aus. Diese Situation bedeutet für viele Frauen Frust pur. Allerdings ist das ganz normal.

Der Körper braucht Zeit

Direkt nach der Geburt schrumpft der Bauch um ca. fünf bis sieben Kilogramm. Das Baby wiegt zwischen drei und vier Kilogramm, die Plazenta etwa 500 Gramm. Dazu verliert eine Frau ca. eineinhalb Kilogramm Fruchtwasser und 500 Gramm Blut. Das ist schon viel Gewichtsverlust. Kein Vergleich allerdings zum nicht schwangeren Zustand. Machen Sie sich nichts draus. Nur bei ganz wenigen und meist sehr jungen Frauen ist der Bauch sehr schnell wieder flach. Haut und Bauchmuskulatur sind nach der Geburt noch schlaff. Die Gebärmutter hat sich noch nicht vollständig zurückgebildet. Diese hat sich nämlich während der Schwangerschaft um das 20igfache vergrößert. Das entspricht etwa der Größe eines Kürbisses. Im Verlaufe des Wochenbetts bildet sie sich auf ihre ursprüngliche Größe, die einer Feige, wieder zurück.

Rückbildungsgymnastik

Nach der Geburt werden im Körper keine Schwangerschaftshormone mehr gebildet. Die Bauchmuskelfasern verkürzen sich wieder und das Gewebe im Körper wird fester. Viele Frauen spüren, dass sie jetzt nicht mehr so fit sind wie vorher. Genau da setzt die Rückbildungsgymnastik an. Denn hier werden mit gezielten Übungen alle Muskelpartien trainiert, die in der Schwangerschaft besonders nachgeben mussten. Das ist vor allem die Beckenboden- und Bauchmuskulatur. Zusätzlich werden in Rückbildungskursen auch andere Muskelpartien gekräftigt. Denn Schultergürtel- und Rückenmuskulatur werden jetzt bei Müttern besonders beansprucht. Rückbildungsgymnastikkurse werden von Hebammen oder auch Physiotherapeuten angeboten. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für 10 Stunden. Bei den privaten Krankenversicherungen lohnt sich eine Rückfrage beim Versicherungsträger. Der Kurs sollte innerhalb der ersten vier Monate nach der Geburt des Kindes begonnen werden und bis neun Monate nach der Geburt abgeschlossen sein.

Der Beckenboden

Die weiblichen Beckenknochen liegen weit auseinander, damit eine Frau ein Kind gebären kann. Diese werden durch eine breite Muskelschicht miteinander verbunden. So besteht der Beckenboden hauptsächlich aus zwei Muskelschichten, die an den inneren Beckenrändern ansetzen. Eine Muskelschicht verläuft quer durch das Becken. Die andere ist tiefer im Becken verankert. Sie setzt am Steißbein an und spannt sich nach vorne bis zu den Schambeinästen. Ein kräftiger und beweglicher Beckenboden unterstützt die gesamte Rückenmuskulatur, die Organe im Bauch und die Schultern und Arme. Er schützt die Gebärmutter vor dem Absenken und kontrolliert den Harndrang. Nicht zuletzt sorgen gut trainierte Beckenbodenmuskeln für ein lustvolles Liebesleben.
Beckenbodenmuskeln verhalten sich wie alle anderen Muskeln im menschlichen Körper auch. Das bedeutet, man kann sie durch gezielte Übungen kräftigen. Es wurde bereits mehrfach nachgewiesen: Mit gezielter Beckenbodengymnastik können die Beckenbodenmuskeln aktiviert werden. Symptomen wie Harn- oder Stuhlinkontinenz und Senkungsbeschwerden wird effektiv entgegenwirkt.

Bildquelle: Gymnastik stärkt den Beckenboden