Poesiealbum – Buch der Beliebtheit
Trotz E-Mails, Chats und Blogs hat das Poesiealbum bis heute nicht an Reiz verloren. Zum einen, weil der persönliche Kontakt bei der Übergabe wichtig ist. Zum anderen, weil die Sprüche der Freunde und Lehrer auch nach Jahren noch einen Denkanstoß geben können. Das Poesiealbum, auch Freundebuch genannt, dient zumeist als Statussymbol. Kinder sammeln darin Freunde und testen ihre Beliebtheit aus. Allerdings tun dies Mädchen weit häufiger als Jungen. Was den unsterblichen Reiz von Poesiealben ausmacht, erfahren Sie hier.
Das Poesiealbum, auch Freundebuch genannt, ist kaum Trends und Veränderungen unterworfen. Von jeher schreiben Kinder kleine Verse hinein, malen etwas oder kleben Aufkleber dazu. Das hat sich auch in Zeiten der virtuellen Kommunikation nicht geändert. Dies liegt vor allem daran, dass ein Poesiealbum eine ganz eigene Form des Austauschs ist. So sind Chats und Blogs eine sehr direkte Kommunikation. Die eigene Meinung wird kurz, knapp und möglichst direkt mitgeteilt. Poesie und Gefühle kommen eher selten vor. Im Poesiealbum ist dies anders. Zudem bietet ein Freundbuch bei der Übergabe den direkten Kontakt zum Gegenüber. Dieser ist online nie gegeben. Nicht zuletzt ist der Stil in Poesiealben ein ganz eigener. Im Gegensatz zu SMS und Chat müssen Kinder hier ganze Sätze verwenden. Die Texte müssen einen logischen Aufbau haben. All diese besonderen Eigenschaften des Poesiealbums haben dafür gesorgt, dass es seine Beliebtheit bewahrt und auch gegen Onlinemedien durchgesetzt hat.
Poesiealbum: Unterschiede bei Mädchen und Jungen
Es sind in der Regel Mädchen, die ein Poesiealbum führen. Jungs tun sich beim Ausdrücken von Gefühlen immer noch sehr schwer. Zudem hat sich das Alter der Kinder, die ein Poesiealbum führen, von 13-15 auf 10-12 reduziert. Jugendliche nutzen tendenziell doch eher Onlinetagebücher und sammeln ihre Freunde bei Communities wie Facebook oder SchülerVZ. Für Mädchen ist das Poesiealbum zumeist ein Bereich, in dem sie Gefühle, Wünsche und Träume artikulieren können. Des Weiteren pflegen sie hier ihre Freundschaften. Je mehr Mühe sich jemand beim Gestalten einer Seite gibt, desto wichtiger ist ihm die Freundschaft.
Doch auch Jungen können ein Poesiealbum sinnvoll nutzen. Einerseits natürlich, um mit dem Thema Emotionen offener umzugehen. Viele Jungs haben Angst, über Gefühle zu sprechen, weil sie meinen, dass sie das verwundbar macht. Zudem geraten sie über ein Poesiealbum in direkten Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Somit wird das Poesiealbum zur vorpubertären Spielwiese. Jungs und Mädchen können sich hierüber kennen lernen und näher kommen. Sie können sich mehr oder weniger direkte Zuneigungsbekundungen zukommen lassen. Ein Poesiealbum trainiert in gewissen Grenzen daher das Flirten.
Freundebuch: Dokument der Beliebtheit
Häufig ist ein Poesiealbum ein Statussymbol. Kinder testen mit einem solchen Album ihre Beliebtheit aus. Wer interessiert sich für mein Album? Wer fühlt sich geehrt, etwas hinein zu schreiben? Wer gibt sich besondere Mühe bei der Gestaltung? Häufig wird das Poesiealbum somit zum Sammelalbum von Freundschaften. Je mehr Freunde in dem Poesiealbum auftauchen, desto höher der soziale Status des Besitzers. Hier ähnelt das Poesiealbum stark den Online-Communities. Auch hier steht eine hohe Anzahl von Freundschaften für soziale Beliebtheit. Somit könnte das Poesiealbum auch als Vorreiter der Onlinemedien verstanden werden.
Sinnvolle Sprüche erwünscht
Nicht zuletzt deshalb sollten die Sprüche in Poesiealben Hand und Fuß haben. Sie repräsentieren schließlich, was man über denjenigen denkt, für den man sie schreibt. Gerade Kinder nehmen ihr Freundebuch immer wieder zur Hand und lesen die einzelnen Sprüche durch. Sie wünschen sich gerne Weisheiten und Lebenshilfen. Gerade auch von Erwachsenen. Vor allem deshalb, bekommen auch Lehrer ein Poesiealbum überreicht. Die Kinder möchten von einem Erwachsenen ein paar sinnvolle Verse lesen. Darum sollte jeder, der etwas in ein Poesiealbum schreibt, ein wenig Mühe und Zeit investieren. Denn das Poesiealbum ist einerseits ein Symbol der Freundschaft. Andererseits spiegelt es die eigene Gefühlswelt wieder und kann eine Lebenshilfe sein.
Bildquelle: Kinder sammeln Freunde