Kinder haben oft Gefühlsschwankungen. Sie sind in einem Augenblick fröhlich und im anderen Augenblick wütend. Sie versuchen so, ihre Persönlichkeit kennenzulernen. Alle Gefühle zu erfahren, die in ihnen stecken. Gerade Veränderungen im Leben können solche Gefühlsschwankungen hervorrufen. Der Schuleintritt ist eine solche Veränderung. Eltern können Ihr Kind in dieser Entwicklungsphase begleiten. Wichtig ist, dass Kinder alle Persönlichkeitsschichten erleben dürfen.

Kinder empfinden oft sehr unterschiedliche Gefühle in kurzen Abständen. Dies ist ein Lernprozess. In einem Menschen sind sämtliche Verhaltensweisen und Persönlichkeiten angelegt. Ein Kind muss alle diese Möglichkeiten zunächst einmal kennen lernen. Wie fühlt es sich an glücklich, traurig, wütend, geduldig oder genervt zu sein? Und vor allem: Wie reagiert die Umwelt auf ein bestimmtes Verhalten? Ein Kind entdeckt sich durch Gefühlsschwankungen selbst. Es lernt alle Emotionen kennen, zu denen es fähig ist. Deswegen kommt es, dass es eben noch glücklich war und jetzt tottraurig ist. Für ein Kind ist eine solche Emotion immer ein absolutes Gefühl. Es kann noch nicht abschätzen, dass ein Gefühl auch wieder vergehen kann. Es gibt keine vergangenen und keine zukünftigen Gefühle. Es gibt immer nur den Augenblick.
Erst mit der Zeit lernen Kinder, Gefühlsschwankungen zu kontrollieren. Zum Beispiel in der Schule wird das erwartet. Man soll sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Man soll sich melden, wenn man etwas sagen möchte. Man soll Rücksicht auf andere Kinder nehmen. Man soll während des Unterrichts still sein und zuhören. Ein Kind lernt, seine Gefühle zu kontrollieren. Und eben auch, sie gezielt einzusetzen. Zum Beispiel, wenn es weiß, dass seine Eltern auf Weinen stets mit Belohnungen als Trost reagieren. Das Kind kann seine Gefühle nun zu einem bestimmten Grad kontrollieren. Jetzt können nur große Veränderungen oder prägende Erlebnisse, zu Überforderungen und Gefühlsschwankungen führen.

Einschneidende Veränderungen

Gerade der Eintritt in die Schule ist mit unterschiedlichen Gefühlen verbunden. Ein Kind empfindet Angst, Vorfreude, Neugier und Sorge. Alle diese Gefühle müssen verarbeitet werden. Gelingt dies nicht, kann sich das Kind überfordert fühlen. In solchen Fällen kommt es verstärkt zu Gefühlsschwankungen. Doch auch Veränderungen im Familienleben können eine Ursache für Gefühlsschwankungen sein. Zum Beispiel eine drohende Scheidung oder die anstehende Geburt eines Geschwisterkindes. Auch der Umzug in eine neue Wohnung kann ein Kind überfordern. Alles, was für ein Kind neu ist, bringt neue Gefühle mit sich. Nur wenn diese in Ruhe verarbeitet werden können, kommt es zu wenigen Gefühlsschwankungen.

Gefühlsschwankungen vermeiden oder ausleben?

Eltern können und müssen ihre Kinder auf diesem Weg der Selbsterfahrung begleiten. Es ist ihre Aufgabe, den Kindern ein sicheres Umfeld zu bieten, in denen das Kind seine Persönlichkeit kennenlernen und entwickeln kann. Hier ist ein schmaler Pfad zwischen Akzeptanz und klaren Grenzen zu beschreiten. Einerseits sollten Gefühlsschwankungen akzeptiert werden. Immerhin soll das Kind alle Facetten seiner Persönlichkeit erfahren. „Negative“ Gefühle wie Wut oder Trauer zu unterdrücken oder zu verbieten, ist nicht sinnvoll. Das Kind muss sich mit allen Gefühlen angenommen und geliebt wissen. Nur dann kann es seine ganze Persönlichkeit entfalten.
Allerdings müssen Eltern auch klare Grenzen setzen. Die Rechte des Kindes hören da auf, wo die Rechte und Gefühle eines anderen beginnen. Es tut einem Kind nicht gut, wenn ihm immer alles erlaubt wird. Im Gegenteil: Je weniger Grenzen ein Kind hat, desto eher zeigt es sein „Teufelchen“-Gesicht. Für eine gesunde Entwicklung sind Eltern wichtig, die ein sicherer Hafen für das Kind sind. Das bedeutet aber nicht, dass das Kind tun und lassen darf, was es will. Vielmehr heißt es, verlässlich und konsequent zu sein. Ein Kind muss wissen, dass ein bestimmtes Verhalten eine bestimmte Reaktion bei den Eltern auslöst. Es muss verstehen, wie sein Verhalten Einfluss auf die Umwelt nimmt. Wenn es weiß, wer es ist und wie es funktioniert, stellen sich die Gefühlsschwankungen von selbst ein.

Bildquelle: Kinder müssen ihre Gefühle erfahren