Kinder verbrauchen sehr viele Windeln. Das kostet Zeit und Geld. Eltern wünschen sich daher, dass ihr Kind möglichst früh trocken wird. Doch Üben und Drängen bringen gar nichts. Sie schaden dem Kind vielmehr. Es muss erst begreifen, was es mit dem Töpfchen auf sich hat. Dann wird es ganz von selbst sagen, wann es Zeit ist, trocken zu werden.

Individualität beim Sauberwerden

Jedes Kind entwickelt sich in einem eigenen Rhythmus. Darum ist es schwer zu sagen, wann ein Kind sauber sein muss. Ohne jede Anleitung würde es vermutlich 4-6 Jahre dauern. Sehr häufig sind Kinder allerdings schon mit 2½-3 Jahren sauber. Dies ist aber nur ein Richtwert. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihr Kind etwas länger benötigt. Erst nach dem fünften Lebensjahr sprechen Mediziner von Bettnässern. Gönnen Sie Ihrem Kind seinen eigenen Rhythmus. Es muss den schweren Lernprozess des Sauberwerdens erst einmal bewältigen. Orientieren Sie sich an Ihrem Kind, nicht an anderen. Dann wird es Ihnen genau zeigen, wann es bereit ist, sauber zu werden.  

Üben und drängen ist schädlich

 
So seltsam es klingt: Der Stuhlgang Ihres Kindes gehört ihm selbst. Es ist etwas, das zu seinem Körper gehört. Kinder können und wollen sich zunächst nicht davon trennen. Auch begreifen Sie den Zusammenhang zwischen Drang und voller Windel nicht. Dies ist eine gedankliche Höchstleistung. Erst wenn es diese gemeistert hat, kann es rechtzeitig Bescheid geben. Verlangen Sie also nicht zuviel von Ihrem Kind. Denn dieser Verstehensprozess kann durch Üben nicht beschleunigt werden. Im Gegenteil frustriert zu häufiges Üben eher. Das Kind begreift nicht, worum es eigentlich geht. Trotzdem muss es immer wieder auf die Toilette. Im schlimmsten Fall entwickelt es gegen diese eine Abneigung. Auch Drang ist kontraproduktiv. Ihr Kind spürt Ihre Ungeduld und Ihre Unzufriedenheit. Es hat das Gefühl, Ihre Erwartungen nicht zu erfüllen. Hierdurch wird es ängstlich und traurig. Gegen die Toilette entwickelt es entweder Hass oder Angst. Zeigen Sie auf keinen Fall Ekel oder Abscheu gegenüber dem Windelinhalt. Ihr Kind verbindet mit seinem Körper sonst etwas Schmutziges. Versuchen Sie es zur Sauberkeit zu ermutigen. Doch schimpfen Sie es keinesfalls für Rückschläge aus.  

Fördern und loben

 
Haben Sie Geduld. Ihr Kind findet seinen Rhythmus am besten selbst. Vielleicht will es Sie imitieren, wenn es mitbekommt, dass Sie auf Toilette gehen? In diesem Fall ist ein Klositz besser geeignet als ein Töpfchen. Ihr Kind kann sich dann wirklich wie ein Großer fühlen. Bei diesen ersten Versuchen wird vermutlich nichts kommen. Doch das Interesse Ihres Kindes ist geweckt. Das sollten Sie fördern.
Günstig ist es, wenn ein Glückstreffer gelingt. Jetzt können Sie Ihrem Kind die Toilette erklären. Die Ausscheidungen gehören in die Schüssel. Entwickeln Sie Namen für den Stuhl ihres Kindes. „A-A“ oder „Bah“ kann es sich merken und aussprechen. Dann hat es auch ein Wort, mit dem es sich später mitteilen kann. Lob ist extrem wichtig. Jeder Schritt, den Ihr Kind in Richtung Sauberkeit macht, verdient Anerkennung. Kreieren Sie eine positive Stimmung gegenüber der Toilette. Erkennen Sie an, wenn Ihr Kind etwas geleistet hat. Doch bleiben Sie realistisch. Der Toilettengang soll später etwas ganz Natürliches sein und nicht nur mit Applaus funktionieren.  

Was ist ein Bettnässer?

 
Laut der Medizin: Ein Kind das nach dem fünften Lebensjahr noch häufiger als zweimal monatlich (nachts) einpullert. Alles davor ist völlig im Rahmen. Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Bei Ängsten können Sie mit dem Kinderarzt sprechen. Der kann einen körperlichen Defekt leicht feststellen. Manchmal signalisiert Bettnässen aber auch seelische Probleme. Hat Ihr Kind Stress? Gibt es Streit in der Familie? Ist es mit Schule, Hobby und Haushalt überfordert? All dies kann Bettnässen hervorrufen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind im Ernstfall. Doch machen Sie ihm keinesfalls Vorwürfe. Es muss sich von Ihnen angenommen fühlen. Dann wird es auch eine schwere Zeit gut überstehen.

Bildquelle: Fördern und loben