Pipi Langstrumpf, die kleine Hexe, Winnetou: Helden unserer Kindheit. Mit ihnen haben wir Streiche ausgeheckt, sind auf Besen durch die Nacht geflogen, wurden gemeinsam am Maternpfahl gefesselt. Lesen macht Spaß. Doch Bücher haben heute nur wenig Chance gegen Fernseher und Gameboy. Warum Lesen wichtig für Kinder ist, wie Eltern das Lesen fördern können und wie der Lesefrust zur Leselust wird.

„Lesen ist langweilig. Ich will Fernsehen schauen“. Die Kids von heute haben wenig Lust zu lesen. Zu groß ist die Verlockung der neuen Medien: Fernsehen, Computerspiele, Gameboy. Kinder lernen schon früh, sich berieseln zu lassen, ohne selbst etwas tun zu müssen. Lesen ist nicht nur mühsam, es erfordert auch eigene Phantasie. Vorhang auf, Film ab: Lesen ist Kino im Kopf. Und darauf haben viele Kinder Null Bock. PISA 2000 hat es gezeigt: 42 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, nicht zum Vergnügen zu lesen. Wobei Mädchen generell lieber lesen als Jungen.
Lesen ist nicht nur Freizeitvergnügen. Lesen ist die Grundlage des Lernens. Ein Buch eröffnet dem Leser neue, unbekannte Welten. Er erlebt Abenteuer, lernt fremde Kulturen und Länder kennen. Wer liest, weiß mehr. Lesefreudige Kinder haben eine bessere Allgemeinbildung. Sie lernen selbständig, sich Wissen anzueignen. Das sind wichtige und notwendige Kernkompetenzen für die Schule. Ganz unbemerkt und nebenbei fördert Lesen auch den Wortschatz, den Sprachgebrauch und die Konzentrationsfähigkeit. In der Schule fällt den Kindern dann die aktive Mitarbeit wesentlich leichter. Bücher sind deswegen Lehrer und bester Freund in einem: eben echte Allroundtalente.

Leselust wecken und fördern

Was können Eltern also tun, um dem Nachwuchs das Lesen schmackhaft zu machen? Kinderbuchautorin Heike Schütz ist überzeugt von der Vorbildfunktion der Eltern:„ Die erste Aufgabe von Eltern heißt: sich selbst vom Kind beim Lesen „erwischen” lassen. Lesen sollte im Haus sichtbar gemacht werden, z. B. auch durch leichten Zugang zu Büchern.“ Denn was Mama und Papa tun, das will der Nachwuchs auch probieren. Deswegen sollte in jedem Kinderzimmer genügend Lesestoff vorhanden sein. Am besten Bücher zu Themen, die das Kind besonders spannend findet. So kann man auch kleine Lesemuffel zum Lesen zu motivieren, weiß Heike Schütz: „Kinder und Jugendliche haben Interessen. Über diese Vorlieben und Hobbys kann man zum Lesen hinführen. Für diejenigen, die nicht gerne lesen, braucht man auf jeden Fall viel Geduld und Ausdauer“. Spielt der Sohnemann zum Beispiel leidenschaftlich gern Fußball, können Eltern Bücher zu diesem Thema anbieten. Ob Sachbücher oder Romane, wie zum Beispiel „Die wilden Kerle“ von Cornelia Funke, spielt keine Rolle. Wichtig ist, das Interesse des Kindes zu wecken. Dann wird der kleine Beckham irgendwann ganz von alleine nach den Büchern greifen.

Lesen lernen mit Lernprogrammen

Heike Schütz kennt die Probleme der Kinder rund um das Lesen. Nicht allen fällt das Lesen lernen gleich leicht. „Jedes Kind lernt anders und in seinem ganz eigenen Lerntempo“ sagt die Autorin. Aus diesem Grund hat die Autorin und Buchstabentrainerin ein spezielles Leseprogramm entwickelt, dass alle Sinne beim Lesen mit einbezieht. „Normalerweise findet man Buchstaben „schwarz auf weiߔ auf Papier. Im Buchstaben-Training ist das anders. Hier kann man Buchstaben anfassen, schmecken, fühlen, hören und sogar riechen.“ Das macht Kindern natürlich Spaß. Und alles was Spaß macht, kann das Gehirn besser abspeichern.

Lesen beginnt mit Vorlesen

Der Umgang mit Büchern beginnt aber schon viel früher. Vorlesen ist das Geheimnis. Bereits im Kleinkindalter können Eltern ihren Kindern Bücher vorlesen. Zunächst einfache Bilderbücher mit wenig Text. Später dann kurze Geschichten. Ein regelmäßiges Gute – Nacht – Geschichten – Ritual am Abend mit Kuscheln in Mamas Arm fördert die Freude am Lesen. Und so werden aus den kleinen Bücherwürmern ganz von selbst große Leseratten.

Bildquelle: Leselust statt Lesefrust