Die Reggio-Pädagogik, die 1945 in der italienischen Stadt Reggio Emilia entstand, ist weniger ein Erziehungs-Modell als eine Erziehungs-Philosophie. Oberstes Ziel ist, die Entscheidungsfreiheit und die Kreativität der Kinder bestmöglich zu fördern. Erzieher werden als Begleiter und nicht als Anleiter verstanden. In unterschiedlichen Projekten können die Kinder sich ausleben und mit dem beschäftigen, was sie wirklich interessiert. Alles Wissenswerte zur Reggio-Pädagogik erfahren Sie hier.

Die Idee hinter der Reggio-Pädagogik ist es, die natürliche Neugier der Kinder für deren Erziehung zu nutzen. Die Themen, um die es im Kindergarten geht, sollen von den Kindern selbst bestimmt werden. Das kann von Rittern über Regenbogen bis hin zu Musikinstrumenten oder Waldtieren alles sein. Die Erzieher nehmen die Fragen, Wünsche und Anregungen der Kinder auf. Dann schaffen sie ein Angebot, mithilfe dessen die Kinder sich dem Thema dann eigenständig nähern können. Die Erzieher begleiten die Kinder somit bei ihrer Forschungsreise. Sie geben jedoch nichts vor, sondern lassen jedes Kind selbständig entscheiden und seinen Weg gehen.
Für diese Art von Lernen muss ein sicheres und offenes Umfeld geschaffen werden. Deswegen werden in Kindergärten mit Reggio-Pädagogik (abgesehen von den ganz Kleinen) die Gruppen offen gehalten. Jedes Kind kann selbst entscheiden, wo es sich aufhalten und was es dort machen will. Einzige Voraussetzung ist, dass es immer Bescheid gibt, wo es hingeht. Dann kann es je nach Zimmer basteln, Sport treiben, Experimente machen, Theater spielen oder sich ausruhen. Bei schönem Wetter gehen die Gruppen gemeinsam in den Garten. Hier gibt es oft einen Wasserspielplatz und Tiere wie Kaninchen und Meerschweinchen.

Stärken der Reggio-Pädagogik

Die Entscheidungsfreiheit der Kinder ist wohl die größte Stärke der Reggio-Pädagogik. Die Kinder können sich wirklich mit dem beschäftigen, was sie interessiert. Sie lernen, die Dinge auf ihre Art zu sehen und die Fragen, die sie haben, selbständig zu beantworten. Häufig geschieht das in Form von Projekten mit den Erziehern. Diese Herangehensweise entspricht der natürlichen Neugier der Kinder.
Des Weiteren werden alle Projekte der Kinder in Wort und Bild festgehalten. So können die Kinder ihre eigenen Entwicklungen verfolgen. Außerdem sehen die Eltern durch die Bilder und Texte an den Wänden, womit sich die Kinder beschäftigen. Auf diese Weise werden ein gutes Verhältnis und eine funktionierende Kommunikation zwischen Kindern, Eltern und Erziehern erreicht.
Außerdem sind die Materialien in einem solchen Kindergarten sehr natürlich und offen. Es gibt kaum vorgegebene Spielsachen. Die Kinder sollen aus den unterschiedlichen Materialien lieber eigene Spielzeuge entwickeln. Das kann mit dem Bauholz in der Werkstatt ebenso geschehen wie mit Bauklötzen oder Verkleidungen. Es wird also immer versucht, die Kreativität der Kinder anzusprechen und zu fördern, sodass diese eigenständig spielen und lernen können.
Nicht zuletzt überzeugen die selbst gesetzten Regeln der Kinder. Denn diese werden nicht von den Erziehern vorgegeben, sondern im gemeinsamen Gespräch erarbeitet. Auch die bilinguale Erziehung durch Muttersprachler, die in vielen Reggio-Kindergärten angestrebt wird, ist für die Kinder ein großer Vorteil.

Schwächen der Reggio-Pädagogik

Die große Entscheidungsfreiheit der Kinder stellt auch ein Risiko dar. Denn gelegentlich fehlt den Kindern die Motivation oder die Kreativität und sie langweilen sich. Genauso kann es für einige Kinder eine Überforderung sein, sich immer entscheiden zu müssen. Des Weiteren besteht die Gefahr, dass sich Kinder mit bestimmten Themen nie beschäftigen. Wenn ein Kind immer „nur“ malen und niemals mit Bauklötzen spielen möchte, kann es passieren, dass es sich sehr einseitig entwickelt.

Bildquelle: Reggio-Pädagogik begleitet statt erzieht